Was wäre der Ostersonntag ohne Karfreitag? Diese Frage bewegt mich immer wieder in den Ostertagen. Zu dieser Stunde gedenken Christen weltweit der Kreuzigung Jesu in Andachten, Gottesdiensten und Gemeindetreffen. Vor einigen Jahren schrieb ich diese Zeilen in mein Tagebuch.
„Herr vor langer Zeit versprach ich dir mein Herz zu geben und das tat ich mit meinem ganzen Wesen. Mein Herz stand für meine Zukunft, meine Sorgen, mein Leiden auch im Morgen, meine Freude und meine Wünsche, meine Hoffnungen und auch die Künste. Kreativität und Ideen, sollten dabei auch nicht fehlen. Familie und Freunde, Geld und Beruf, mein Single – Dasein und der Wunsch nach Zweisamkeit und die Vorstellung, die dies begleit. Mein Arbeiten, mein Ruhen, mein Essen und Schlafen, eben alles durch dich und in dir zu tun.
Aber seid diesem Tag sind viele Stunden vergangen und ich bin weit weg von dir gekommen und ungewollt und unbewusst, gehe ich einen anderen Weg, der ins wirklich Ungewisse führt. Und es ist dunkel, depressiv, bodenlos, schwer, anstrengend auf einmal alleine zu gehen und dich nicht mehr zu sehen.
Aber dann, auf einmal sehe ich diesen Hügel, staubig und dreckig, weit weg von der Stadt und dem pulsierdenden Leben. Einige Menschen stehen da, fassungslos, verängstigt, voll von Trauer und entsetzt. Andere spotten, spucken, schlagen, freuen sich und losen über Leben und Tod. Und dann sehe ich Dich da hängen, blutbeschmiert und völlig entblößt, alles gegeben – bis in den Tod. Ich sehe die zwei neben dir. Der eine mit dir im Leben, der andere hoffnungslos vergeben?
Und plötzlich sehe ich deine Augen, so tief und klar, eindringlich in Liebe – einfach wunderbar und ich höre deinen Herzschlag für mich und jeder der es hören will.
„Dir ist vergeben!“
In der Stille dieser Stunde und für die Ewigkeit in jedem Munde, dass ist mein Versprechen wie im Tod und im Leben, mein Kind, Dir ist vergeben.“
Dir ist vergeben! So kraftvoll, weil ER nicht nur etwas so gemeint, sondern in jeder Phase seines Leidenswegs mit Haut und Haar das Gesagte auch in die Tat umgesetzt hat. Denn mit dem Tod Jesus erhalte ich ein Angebot, meine Schuld, mein Versagen, meine Ängste, mein ach-so-unperfektes-Ich auch ins Grab zu legen – an einen Ort, an dem ich alles abwerfen, ablegen und loslassen kann, darf – auch muss – was mich im Leben beschwert. Und dort darf es auch bleiben. Anderseits ist dieser Ort aber auch ein Umkehrort zur Hoffnung. Denn nach Karfreitag kommt noch Ostersonntag. Und mit diesem Tag erhalte ich als Mega-Zusatz-Bonus – yeah – eine wunderbare und mir bis heute immer noch unfassbare Einladung, das Leben nicht mehr alleine, sondern mit demjenigen zu verbringen, zu feiern und zu genießen, dem es nicht im Grab halten konnte. Und diese Einladung zu einer zutiefst persönlichen und herzlichen Beziehung mit Mr. Gott ist – soweit ich es aus meiner Erfahrung sagen kann – tatsächlich osterhaft!